berlin-weekly, Linienstr. 160
Anschein | 410 x 290 x 330 cm | Foamboard, Nylonfaden | 2017 |
Die Installation „Anschein“ ist eine Skulptur ohne ein Inneres. Es handelt
sich hier nicht um ein Volumen, das durch eine Oberfläche abgeschlossen wird.
Die Installation ist sowohl ein Zusammenhang gestalteter Formen, als auch das
Gebilde, das diese mit dem umgebenden Raum bildet. Dieser Raum ist nicht von
der Skulptur zu trennen. Die Formen
nehmen ihn auf, greifen in ihn ein und definieren ihn neu. Die endgültige Form
muss erst gefunden werden in einem stetigen Prozess aus Zufügen und Wegnehmen.
Es geht um die richtige Balance zwischen konkret und abstrakt, zwischen zu viel
und zu wenig, zwischen geordnet und chaotisch. Ähnlich wie beim Akt des
Zeichnens wird der Raum zur Oberfläche, auf der Linien und Formen angeordnet
werden. Wie beim Akt des Bildhauens entsteht eine Form, die wie Fred Sandback
gesagt hat, „eine Gesamtheit darstellt, die nicht reduziert werden kann“.
Das
Besondere am Ausstellungsraum berlin-weekly
ist, dass er durch eine Fensterfront zur Straßenseite hin abgeschlossen ist. Er
ist ein Raum, der zwar Einblicke ermöglicht, aber nicht betreten werden kann.
Ähnlich wie ein Schaufenster bietet er die Möglichkeit, zu verweilen oder aber
daran vorbeizugehen. Durch die Betrachtung, die im Vorbeigehen und durch Verweilen
möglich ist, verändert sich auch die Skulptur „Anschein“. Indem die
Betrachtenden ihren Standpunkt verändern, verändert sich auch der Eindruck der
gesamten Installation. So liegt der richtige Moment der Aufmerksamkeit im Auge
und auch im Körper des Betrachters.
Maik Teriete