Franziska Hünig | Ausstellungsansicht: Thermen am Viehmarkt | Trier | Acryl auf Werbeplanen | 200x300x700cm | 2013
Meine
Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Kontrollverlust. Von
mir gesteuerte Aktionen wechseln ab mit dem Zulassen der Eigendynamik des
Materials. Dieses Thema verhandle ich sowohl beim Auftragen der Farbe als auch
bei der Installation der Arbeiten im Raum. Der Arbeitsprozess ist immer ein
Nachdenken über Malerei, bei dem ich eine Art „geplanten Zufall“ nutze.
Für
meine raumgreifenden Installationen bemale ich die Rückseiten ausrangierter
Werbeplanen in einem vorher festgelegten Farbspektrum. Der Farbauftrag variiert
von sehr dünner, aquarellhaft fließender Farbe bis zu dichten, reliefartigen
Farbsetzungen. Im Malprozess beziehe ich zufällige Strukturen ein, die zum
Beispiel entstehen, wenn die Farbe fließt oder mit einer Rakel geschoben wird.
Wie
der Farbauftrag folgt auch die Installation der Planen im Ausstellungsraum dem
Prinzip der Wechselwirkung zwischen den Eigenschaften des Materials und meinem
Eingreifen. Obwohl mein Ziel eine präzise Komposition ist, lasse ich im
Arbeitsprozess Zufälle zu, die durch das Fallenlassen, Rollen oder Knüllen der
Werbeplanen entstehen oder ich lasse das Material unmittelbar auf den Raum
reagieren, indem ich die Planen über architektonische Elemente lege. Die mit
Werbung bedruckten Vorderseiten der Werbeplanen beziehe ich in meine
Installationen ein. Die gedruckten Bilder sind zufällig gefunden und
fragmentarisch, da ich die Planen vor dem Malen zerschneide.
Das
raumgreifende Format der Arbeiten ist mir wichtig, weil es die Möglichkeit
bietet, den Betrachter emotional, physisch und sinnlich einzubeziehen. Die
Malerei bewegt sich aus der Zwei- in die Dreidimensionalität und tritt zum Raum
und zum Körper in Beziehung. Die Farbe soll bei der Bewegung durch den Raum
gleichzeitig gesehen und physisch wahrgenommen werden.
In
meinen Installationen interessiert mich eine Offenheit, die es der Malerei
ermöglicht, in Dialog mit der Architektur und dem Betrachter zu treten. Ich
greife unmittelbar in die vorgefundene Umgebung ein und reagiere auf die
spezifische Beschaffenheit des Raumes. Ziel ist nicht ein endgültiger
Bildzustand, sondern die Möglichkeit, beim Begehen der Installation ständig neue
Beziehungen herzustellen. Der Betrachter befindet sich im Bild und das Bild
verändert sich durch seine Bewegung im Raum.
Parallel zu den raumbezogenen
Arbeiten entwickele ich Arbeiten auf Aluminium. Auch bei diesen Arbeiten ist die Balance
zwischen den Eigenschaften des Materials und meinem Eingreifen wesentlich. Die bemalten Platten werden von mir gefaltet, geknautscht, gebogen.
Dabei habe ich nicht die volle Kontrolle darüber, wie sich das Material
verhält. Auch
bei diesen Arbeiten wird die Form sowohl durch mich als auch durch das Material
bestimmt, unkontrollierbare Aspekte fließen ein.
Franziska
Hünig
www.franziskahuenig.net