Emanuel Bernstone

Mittwoch, 04. November, 20.00 Uhr 

Wilhelmstraße 118, 10963 Berlin 

Breakdown Cleanup
Oil on paper
280 x 300 cm
Installation view
Frontviews, Berlin
2015

My work starts at my work. I paint something. Often I don‘t like it. So I paint over it. Even if I don‘t feel creative at all, I paint. At the end, it looks all too creative and I must declare to myself: it‘s too much art, but has nothing at all to do with art. To set bounds to this arbitrary creativity and to reduce my own influence, different methods have been applied: I would copy other artist’s work, paint from other peoples photos, have other artists or non-artists copy my paintings, ask an assistant to paint at instructions or ask him for instructions. I paint blind, in the rain or I would print on disorderly arranged stripes of paper to attain patterns which I wouldn‘t have come up with myself.

Another attempt to get around that capricious artistic creativity was undertaken with the particular support of divine powers. Starting from the classic idea of the artist receiving divine vision through in-spiratio, I put myself in a condition where my soul would be attuned to receive the spirit. For a religious person that is practically done in divine service at church, which well corresponds to the artist‘s work in his studio. Thus, I begun a work process which would require strong concentration yet give little room for mental labelling.  

Days after completed work I went through the bundle of painted sheets of paper to find a remarkable outcome: the most well-made pieces came insignificant and blank, whereas the most deficient ones, accomplished in the final stage the process, running out of paint, seemed vibrant with life. Only fragments of a vision appear in these failures – some paper sheets show almost nothing at all – but there is a vital reality that makes them whole and complete. Similarly, a greek torso appears whole in its fragmentariness. Divine presence, after all, is whole by definition.


Homepage Emanuel Bernstone

Caroline Kryzecki und weitere

Caroline Kryzecki, Christine Streuli, Tatjana Doll, Friederike Feldmann

in der Ausstellung My Lonely Days Are Gone / Part 2 bei Arratia Beer

Donnerstag, 10. Septemer, 18.00 Uhr 


Potsdamer Straße 87, 10785 Berlin 

My Lonely Days Are Gone / Part 2 
Installationsansicht
2015
Claudia Comte, Carla Arocha & Stéphane Schraenen, Friederike Feldmann, Matt Mullican, Christine Streuli, Caroline Kryzecki
Photo: Marcus Schneider

In diesem Werktalk werden die eingeladenen Künstlerinnen über ihre Arbeiten in der Ausstellung sprechen. Im weiteren Verlauf des Gespräches werden wir dann den Fokus auch auf das Zusammenwirken der Werke im Galerieraum richten. 

Pressetext "My Lonley Days Are Gone / Part 2"
 

My Lonely Days Are Gone brachte im Jahr 2010 zehn zeitgenössische KünstlerInnen zusammen, die in der Auseinandersetzungmit den räumlichen Gegebenheiten Wandarbeiten schufen, die sich auf die Möglichkeiten der Abstraktion bezogen. Der zweite Teil von My Lonely Days Are Gone setzt diese Diskussion fort und erforscht die Verbindung, die raum-, bzw. wandfüllende Bilder im Zusammenspiel mit vorgefundenen und vorgefertigten architektonischen Beschaffenheiten des Raumes eingehen. Jedes einzelne der kommisionierten Werke arbeitet mit verschiedenen Heransgehensweisen an Malerei, Zeichnung, Collage und Drucktechnik. Diese emphemeren und ortspezifischen Arbeiten, setzen bewusst unterschiedliche Materialien gegeneinader und erproben so deren Reaktion untereinander und im Raum.

Die sonst übliche Passivität der Wand - als Ort an dem Kunst lediglich gehängt wird - wird durch die Arbeiten neu gedacht und hinterfagt, indem jede der Galeriewände sowie der Boden zur Fläche der Darstellung wird. My Lonely Days Are Gone Part 2 gibt so Impulse für einen aktiven Dialog zwiscehn den Werken und lenkt die Aufmerksamkeit auf Architekturen als Flächen für tempörare Bilder.


Seit Beginn hat Abstraktion unzählige Bedeutungen angenommen. Ihre Geschichte, Konsequenzen und Auswirkungen auf unsere visuelle Kultur sind bis heute essenziell für zeitgenösische Kunst und Künstler. In dieser Ausstellung liegt der Fokus auf nicht-figurativen Arbeiten, die sich mit den Möglichkeiten und dem sich entfaltenden Potential der Abstraktion auseinandersetzen, sowie der komplexen Beziehung zwischen der Unabhängigkeit der Abstraktion der sie umgebenden Realität. Die Grenze zwischen figurativer und abstrakter Kunst verläuft heute nicht geradlinig - Verbindungen Brückenschläge und Überschneidungen sind Teil dieses offenen Prozesses. Gerade diese biegsame Sprache, die die Ausstellung annimmt, gibt die Möglichkeit zur Gegenüberstellung und Verbingung verschiedener begrifflicher, theoretischer und abstrakter bildlicher Strategien. In dieser Zeit der grundlegenden Veränderungen, stellt die Abstraktion nach wie vor alternative Bezugspunkte und Realitäten dar, auf die sich zeitgenössiche KünsterInnen in ihrer visuellkonzeptuellen Forschung beziehen. Alle Arbeiten werden nach der Ausstellung übermalt – dieser Fakt gibt der Ausstellung einen explizit zeithaften Charakter.


Teilnehmende KünstlerInnen: Carla Arocha & Stéphane Schraenen, Claudia Comte, Tatjana Doll, Friederike Feldmann, Caroline Kryzecki, Matt Mullican, Christine Streuli, Lily van der Stokker

Organisiert von Arturo Herrera 


Homepage Caroline Kryzecki 
Homepage Christine Streuli
Hompage Tajana Doll

Homepage Arratia Beer

Rebecca Michaelis, Tim Stapel

in der Ausstellung Standard International - Post Spatial Surfaces #1 im Geisberg Berlin

Mittwoch, 29. Juli, 20 Uhr 

Geisbergstraße 6-9, 10777 Berlin 


 Rebecca Michaelis
Mobilé:
"139° Ost"
Alumunium Pulverbeschichtet 
Wandarbeit:
 "Folgendes"
Acrylfarbe und Graphit
Rauminstallation
Deutsche Bank Kunsthalle
2014 

Zunächst scheint alles schlicht und wohlsortiert: Wir begegnen einem  Wandgemälde mit halbrunden Linienstrukturen auf einfarbigem Grund. Der Anschein ostentativer Verstehbarkeit währt freilich kurz. Sobald wir uns den ornamentalen Kreislinien nähern, entfachen die scharf konturierten Linienbündel den Eindruck von höchst gespannter Dynamik: An der einen Wand tanzen halbkreisförmige Überschneidungen, vibrieren feine Gespinste übereinander gelagerter Halbkreise, hier kreuzen sich exakt gezirkelte Kurven, da scheinen klare Kreisbogensegmente reliefartig hervorzutreten.
Man wird unmerklich in Rebecca Michaelis’ in-situ-Arbeiten hineingezogen, will an den flirrenden Bewegungslinien vorbeiziehen, um dann bei der eigenen Bewegung im Raum immer wieder aufs Neue ungeahnte Bildeindrücke auszumachen. Je nach Standpunkt organisieren sich Umgebung und abstrakte Liniengebilde zu einer präzisen, freilich nie erstarrenden Bildtektonik aus räumlichen Versatzstücken und planem, halbrunden Liniengeflimmer. Aus der Ferne verwandeln sich die architektonischen Gegebenheiten noch in bildhafte, musterartige Erscheinungen; in der Nahsicht kehren die repetitiven Farb- und Formelemente ihr Gemachtsein hervor und geben sich als ihren eigenen Entstehungsprozess repräsentierende Oberflächen. Die Symbiose von Dingcharakter und Bildhaftigkeit, das Spiel mit Wiederholung, Ähnlichkeit und Differenz prägen diese gelassenen räumlichen Arrangements.
Wir werden zum Durchqueren ermuntert und müssen doch immer auch ein Auge auf Michaelis’ gesamte Vorkehrungen haben. Denn all diese ausgeschnittenen Halbkreisformen an den Wänden setzten sich in Beziehung zu ihrem Ort und nehmen wie Puzzlesteine auch untereinander Beziehungen auf. Insofern gibt es weder Anfang noch Ende. Man findet sich umspült von einem halluzinierenden Mikroklima geometrischer Ordnung.

Birgit Effinger 2014


Tim Stapel
o.T. (Randstücke)
Mdf, Wandfarbe, Kantenumleimer
460 x 508cm
 Kunstquartier Bethanien - Projektraum, Berlin
2015 
 
Offenkundig haben wir es bei Tim Stapel mit einem Synkretisten zu tun. So nimmt er zwar Linien der minimal und conceptual art auf, aber seine Zeichnungen, Bilder und Skulpturen unterscheiden sich zugleich deutlich vom Kult der 'Reizlosigkeit'. Sie haben den anti-illusionistischen Purismus der 1960er Jahre zugunsten einer überraschenden Aufhebung  perspektivischer Eindeutigkeit hinter sich gelassen. Die bildliche Intensität seiner Raumkörper und die skulpturale Wirkmächtigkeit seiner Oberflächenstrukturen entziehen sich dem obsessiv umkreisten flachen Raum der Moderne wie dem monolithischen Objekt. In der eleganten Gestaltung seiner bildnerischen Arbeiten erzielt Tim Stapel eine unerhörte Haltlosigkeit bei radikaler Reduktion der Form.  

jpk

Homepage Rebecca Michealis 
Homepage Tim Stapel
Homepage loop - raum für aktuelle kunst

Julia Münstermann

Mittwoch, 15. Juli, 20 Uhr 

Drontheimer Straße 36 A, 13353 Berlin

Installationsansicht
Electric Shadow 
Freiraum Galerie Köln
2015

„The reduction of referents to reality, in particular, emphasizes aspects of light, color, texture or an imaginary space. In that way the paintings go beyond the formal aspects into an internal poetic that is derived from the effects and the combination of these aspects and culminates in a highly authentic language.“ (Maarten Bertheux)

Die Arbeiten von Julia Münstermann konzentrieren sich auf Licht, Farbe und Raum. Ursprünglich kommen ihre Anregungen von der Stadt bei Nacht oder dem entfernten Blick auf den urbanen Raum. Die Nacht mit ihrem künstlichen Licht, die die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung verschwimmen lässt. Durch den Malprozess und die Reduktion bleiben jedoch nicht mehr viele Anhaltspunkte, eher Erinnerungen. Es scheint vielmehr eine Idee von Nacht mit ihrer verführerischen und ungewissen Seite. Ähnlich wie es Agnes Varda in Paul Virilio's „Die Sehmaschine“ beschreibt: „... dass, die Städte die am meisten einen städtischen Charakter haben, in sich die Möglichkeit  tragen ein Nirgendwo zu sein.... die Traumkulisse des Vergessens.“ 
Die veränderte Wahrnehmung des urbanen Raumes durch die mediale Entwicklung spielt auch eine Rolle in ihrer Malerei. Die Reduktion wird der Bilderflut des Digitalen gegenübergestellt, in der trotz der Fixierung auf das Bildliche das Bild verloren zu gehen scheint.
Von besonderem Interesse ist hier auch das künstliche Licht, das beispielsweise auf Bildschirmen Bilder erscheinen oder auch verschwinden lässt. Durch die durchscheinenden Farbschichten entsteht in den Bildern ebenfalls eine Bewegung des Erscheinens und Verschwindens. Auf einer anderen Ebene geschieht dies auch durch die Reduktion. Das Bild erscheint und vervollständigt sich erst wieder vor dem inneren Auge des Betrachters.
Bei der Bildfindung fließen mediale Aspekte mit ein. So nehmen Farbverläufe und Abstufungen des Lichtes auf die veränderte Wahrnehmung von Licht in Film und Fotografie Bezug. Die horizontalen und vertikalen Linien der Leinwand und die unterschiedlich durchscheinenden Farben wiederum erinnern an das Flimmern eines Bildschirmes. Es scheint, durch das Materielle und Handgemachte der Malerei zu einer Art „Re-Analogisierung” der medialen Welt zu kommen. Es sind analoge malerische Räume, die die veränderte Wahrnehmung der allgegenwärtigen, medialen Abbildung einbeziehen und neu vermessen.

Homepage Julia Münstermann