WERKTALK Berlin
Gespräche über Kunst
Albert Weis
Mittwoch, 05. Dezember 2018, 20.30 Uhr
Im Zentrum für Aktuelle Kunst, Alte Kaserne, Zitadelle Spandau, Am Juliusturm 64, 13599 Berlin.
Albert Weis, parade, 2006/2018, Videoprojektion, gekantete Lochbleche, Größe variabel |
Die Ausstellung changes präsentiert skulpturale, fotografische und filmische Arbeiten des Berliner Künstlers Albert Weis (*1969 in Passau). Zentrales Thema seiner Kunst sind die Brüche und produktiven Leerstellen in der Moderne sowie in der deutschen und europäischen Geschichte.
Ausgehend von architektonischen Inkunabeln, wie beispielsweise Hans Scharouns Berliner Philharmonie, entwickelt Weis, der an der Akademie der bildenden Künste in München Bildhauerei studierte, analytisch angelegte Re- bzw. Neu-Inszenierungen räumlicher, visueller und atmosphärischer Art. Seine multidimensionalen Settings bewegen sich dabei selbst an der Schnittstelle zwischen Architektur und Display, zwischen technischer Konstruktion und künstlerischem Objekt. Sie schaffen Räume im Raum und eröffnen im Transfer der Formen in einen veränderten Kontext neue assoziative Zugänge zur Architekturtheorie der Moderne und ihren utopischen Inhalten. Im Zentrum der Ausstellung changes stellt Albert Weis eine bewusste Referenz an die perfekte Renaissanceform des sternförmigen Zitadellengrundrisses im sog. „Lynarplan“ von 1578 her. Im Abgleich mit formalen Konstanten moderner Architekturen von Hans Scharoun, Bruno Taut, Mies van der Rohe oder Walter Gropius weitet der Künstler so den Blick auf soziale und politische Fragestellungen im Kontext von Architektur, Staat, Krieg und Identität.
(Ralf F. Hartmann)
http://www.albertweis.com
Peter Dobroschke
Mittwoch, 28. November 2018, 20.30 Uhr
Stefan Alber und Peter Dobroschke, Immobiliengarderobe, 2018 |
In meiner künstlerischen Arbeit setze ich die Rahmenbedingungen des Kunstschaffens in den Fokus meiner Betrachtung. Ob Ausstellungsraum oder Atelier, der Raum in dem Künstler mit ihrer Umgebung, dem Schaffen und letztendlich vorwiegend auch mit sich selbst konfrontiert werden, dient mir als Bühne einer eigenen Autopsie.
So entstanden in den letzten Jahren Videos, Fotos und Raumskulpturen, welche die starren Sehgewohnheiten beim klassischen Kunstkonsum optisch wie auch inhaltlich hinterfragen.
Aus aktuellem Anlass habe ich zusammen mit Stefan Alber während der Sommerausstellung Ufer Open 2018 in den Uferhallen die Installation Immobiliengarderobe gezeigt. Mein Atelier diente hier - widersprüchlich zu den angekündigten „offenen Ateliers“ – als hermetisches Schaufenster zur Präsentation einer Status-Quo-Skulptur aus der Planungswerkstatt vom absurden Immobilienbuffet an der Panke - von der Realität stetig inspiriert bis irritiert.
Peter Dobroschke im November 2018
www.peterdobroschke.de
Robert Estermann
Mittwoch, 14. November 2018, 20.30 Uhr
Robert Estermann | Spectacular Interferometry (detail) | Archive Kabinett, Berlin 2018 |
Die
Vielzahl der von Robert Estermann eingesetzten künstlerischen Techniken
verdankt sich seinem intensiven Interesse an der Neuentwicklung
experimenteller Arbeitsweisen, durch die er zwischen körperlicher
Erfahrung, realen und imaginären Räumen zu vermitteln sucht. Sein
bildnerischer Grundimpuls liegt von Beginn an im Performativen, das
seither neue Kommunikationswege – vor allem in der Zeichnung –
erschlossen und sich dadurch in erheblichem Masse ausdifferenziert hat.
Gerade im Zeichnerischen hat sich Estermann in den vergangenen Jahren
ein reiches Ausdrucksspektrum erschlossen: Konnte er bereits mit seinen
frühen, meist kleinformatigen Bleistiftzeichnungen erhebliche
Wirkungsmächtigkeit schaffen, so arbeitet er inzwischen bei seinen
Zeichnungen mit schwarzen Faserstiftlinien an etwas unerhört Gewagtem,
riskiert mit jedem Blatt etwas, das im heutzutage eigentlich massiv
besetzten Gebiet der freien künstlerischen Zeichnung kaum mehr möglich
erscheint: Man hat es vor den oft seriell angelegten Blättern nie
bequem, sie sind direkt, und sie zeigen unseren durch allzu viel
abgestandene Virtuosität verzogenen Augen, dass der Künstler mit voller
Überzeugung das Neue sucht. Sie sind anspruchsvoll, insofern sie
kompositorische, linguistische, morphologische und topologische Sünden,
Überschreitungen, Volten und Sprünge riskieren, die herkömmliche
Vorstellungen, etwa vom „Gelungensein“ einer Zeichnung oder eines
Bildes, unterlaufen. Das vermeintlich Naive oder Triviale entfaltet sich
bereits bei minimalem Eigeneinsatz von Vorstellungskraft in reale und
vorgestellte Räume hinein, führt subtile Unterhandlungen zwischen
individuellen und gesellschaftlichen Zukunftserwartungen, zwischen
subkulturellen, erkenntniskritischen und identitätsbezogenen
Bildbegriffen. Es verzeichnet die Bruchstellen zwischen den
verschiedenen Medien und Techniken deutlich und erkennt sich in der
radikalen Ausübung von Freiheit als eigentlicher künstlerischer
Tätigkeit wieder.
Estermann
Zeichnen sucht sich immer wieder neue Gründe – im buchstäblichen und im
übertragenen Sinn. So nutzt zum Beispiel seine zeichnerische
Installation „Reflections on Windowpanes in a Cartoon with Ourselves as
Evolving Fictions“ (2005-2015) die Oberfläche der Fensterscheiben des
betreffenden Ausstellungsraums. Der Titel beschreibt, was man
(vielleicht nicht auf den ersten Blick) sieht: Das aus parallelen
Faserstiftstrichen gebildete, in Comics und Karikaturen
konventionalisierte Zeichen für spiegelnde oder halbtransparente
Glasflächen, das hier auf realen Fenstern angebracht wurde. Dann aber
bezieht sich der Titel auch auf eine andere Ebene, die emphatisch in den
Raum der Betrachter/innen ausgreift und diese mit der vereinnahmenden
Wortwahl des „uns“ („ourselves als evolving fictions“) in ein
utopisch-gesamtgesellschaftliches Experimentieren einbezieht, bei dem
die Identitäten der Einzelnen als sich entfaltende Entwürfe verstanden
werden. Die Reflektionslinien auf den Fensterscheiben sind materiell
gewordene Superzeichen, die nicht nur die unterschiedlichen
Realitätsstufen von Innen und Außen eines Raums erlebbar machen, denn
sie zeigen mit Schlichtheit und Eleganz, wie einfach platzierte Striche
dem Bewusstsein aus dem konkreten Erleben heraus Zugang zu anderen,
neuen, zukünftigen Realitäten verschaffen.
Das
Gestische, vorwärts Tastende versteht Estermann nicht nur im
Zeichnerischen als performativen Akt auf, der auf bereits definierte
(Kunst-)Räume ausgreift – auch in anderen Medientechniken versucht er
das materielle, körperliche Substrat des Erinnerns, des Erkennens und
Vorstellens mit ins Bild zu setzen und Betrachter/innen verfügbar zu
machen. In seinem seit einigen Jahren entwickelten Web-Projekt
riding.vision erforscht er mit filmischen und fotografischen Mitteln die
affektiven Potenziale der Immersion in eine reale Vorstellungswelt, in
der sich das Reiten zu Pferd an endlosen Stränden von der kulturell
etablierten Metapher zur ernst gemeinten Zukunftsvision entwickelt,
dabei aber queere und subkulturelle Konnotationen gleichberechtigt neben
andere Erkenntnisformen setzt.
Text: Clemens Krümmel
Claudia Wieser
Mittwoch, 17. Oktober 2018, um 20:30 Uhr
“You
can step on those,” says Claudia Wieser, referring to a pair of large
reflective plates on the floor. “They’re just steel.” Her studio is
clearly also a workshop. Her casual way with the ceramic tiles and
metals scattered around the room is a sign that, before studying at the
Academy of Fine Arts in Munich, the Bavarian artist (b1973, Freilassing)
trained as a blacksmith.
But
with her classically modernist aesthetic – like the interiors of the
Bauhaus Meisterhäuser in Dessau, but in a more dusty colour pallet –
Wieser’s interest lies not just in materials, but in cultural histories
as well. Her meticulous drawings of geometric patterns, often with gold
leaf applied, have a ritual quality that is reminiscent of the esoteric
pioneer of abstraction Hilma af Klint, and, as such, engage the more
spiritual elements of modernism, prevalent especially in the Weimar
Republic. However, Wieser’s work departs from her early 20th-century
counterparts in its acute self-awareness – one that is realised, as she
mobilises her objects to become props in a theatre setting.
Mirrors
and large-scale collages play games with dimensionality and
perspective, making her work as alluring as it is disorienting. Outside
the art gallery, for instance at Munich airport or in corporate offices,
Wieser’s tasteful assemblages would almost pass for decoration, but, as
Jacques said in Shakespeare’s As You Like It: “All the world’s a
stage.” And on a stage, nothing is simply decor: this is what the artist
wants to remind us.
by KRISTIAN VISTRUP MADSEN
(excerpt from an interview in Studio International published 09/03/2018)
Michaela Eichwald
Mittwoch, d. 10. Oktober 2018, um 12:00 Uhr
Adresse: Isabella Bortolozzi Galerie, Schöneberger Ufer 61, 10785 Berlin, später gehen wir in den Ausstellungsraum "Eden Eden".Ulrike Flaig
Mittwoch, d. 12. September 2018, um 20:30 Uhr
Adresse: Studio Ulrike Flaig, Atelierhaus Nonnendamm 17, 13627 Berlin.
Wegbeschreibung: Von der U-Bahn `Halemweg` zu Fuß ca. 15 Min. Bei der Kreuzung an der Schelltankstelle zu „KLUWE“ in den Nikolaus-Groß-Weg, an der Feuerwehr vorbei, danach links und über die Schleuseninsel, dann kommt rechts das Backsteingebäude. Am Eingangstor geradeaus rein und am Haus vorbei nach hinten. Auf der Rückseite des Gebäudes ist die Eingangstür mit Namen und Klingel. Es gibt dort Parkplätze.
Wegbeschreibung: Von der U-Bahn `Halemweg` zu Fuß ca. 15 Min. Bei der Kreuzung an der Schelltankstelle zu „KLUWE“ in den Nikolaus-Groß-Weg, an der Feuerwehr vorbei, danach links und über die Schleuseninsel, dann kommt rechts das Backsteingebäude. Am Eingangstor geradeaus rein und am Haus vorbei nach hinten. Auf der Rückseite des Gebäudes ist die Eingangstür mit Namen und Klingel. Es gibt dort Parkplätze.
Deutschlandtrilogie | Ulrike Flaig | Stahlblechpressung, verschiedene Schlägel für
Percussion, Malerfilz |
| ZKM Karlsruhe | 2017 | Foto: Frank Kleinbach |
| ZKM Karlsruhe | 2017 | Foto: Frank Kleinbach |
Ulrike Flaigs Arbeiten
begeben sich auf die Suche nach dem, was den Menschen und die Gesellschaft
bestimmen. Themen wie Zeit und Raum lotet sie konzeptuell und mit
verschiedensten Medien aus, auch als Notationen auf Papier oder Installationen.
Skulpturen werden dann vor Ort aus der Körperbewegung heraus entwickelt, die
sich wieder an Geräuschen oder Sounds orientieren. Durch Vervielfachung von
chaotischen Formen entstehen Ordnungen und Systeme. Sie findet
„Kristallisationsfelder“, „Knotenpunkte“ an denen Inhalte ins Blickfeld rücken:
Was hat gesellschaftliche Relevanz, wo gibt es kulturelle Schwerpunkte, was
besitzt Kultcharakter, wie funktioniert Wahrnehmung, wie definiert sich
künstlerische Identität.
Text: Susanne Rockweiler
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